Um unseren Professor und Kollegen Jean-Louis Cadoux zu Ehren haben wir entschieden, eine im Heiligtum Saint-Just-en-Chaussée im Departement Oise entdeckte untypische Struktur zu veröffentlichen. In einer natürlichen, einer Doline entsprechenden Bodensenkung wurde in einer Tiefe von fast 3 m eine annähernd quadratische (3 x 2,7 m) Grube freigelegt. In dieser Grube wurde eine ungewöhnliche Menge an Mitte bis Ende des 2. Jahrhunderts datierter Keramik gefunden. Mit über 14 000 Fragmenten gehört sie zu den materialreichsten Abfallstrukturen der Region. Zwar ähnelt die Keramik der einer Siedlungsgrube doch sie weist einige Anomalien auf, zum Beispiel enthält sie kaum helltonige Gebrauchskeramik und Sigillata. Dazu kommt der Seriencharakter der Keramikformen (insbesondere die große Anzahl der Knickwandschüsseln Bayard 16/18 und Töpfe 32), der nahelegt, dass diese Behältnisse Kultzwecken gedient haben könnten; diese Annahme wird von der Untersuchung der Fauna jedoch nur begrenzt stützt. Das Depot enthält zudem 25 Münzen, die von den aufeinanderfolgenden Nutzungsphasen des Heiligtums von der Laténezeit (Latène C) bis an den Übergang vom 2. zum 3. Jahrhundert zeugen. Zwar unterstreichen die zusammengetragenen Indizien die Einzigartigkeit dieses Depots, doch die Frage nach dem kultuellen oder häuslichen Charakter der Struktur steht auch weiterhin offen. Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).