Von 2008 bis 2016 wurden am Westrand von Vermand auf einem circa 1 ha großen Areal, entlang der rue Charles-de-Gaulle mehrere archäologische Maßnahmen vorgenommen. Die Grabungsergebnisse zeigen, dass sich ab Ende des 1. Jh. n. Chr. beidseitig der antiken Straße ein Wohn,- und Handwerkerviertel herausgebildet hatte. Seine größte Ausdehnung erreichte es Anfang des 3. Jahrhunderts, um 270-280 wurde es aufgegeben. Die Untersuchung der Keramik und der Kleinfunde weist auf ein Wohnviertel, andere Artefakte zeugen von handwerklichen Tätigkeiten wie Töpferwerkstätten, Metallurgie und Verarbeitung von tierischen Nebenprodukten. Die unter der rue Charles-de-Gaulle identifizierte Römerstraße mit ihrem Seitengraben entspricht der in die augusteische Periode datierten Straße, welche die Hauptorte Amiens (Samarobriva) und Saint-Quentin (Augusta Viromanduorum) verband. In dem untersuchten circa zwanzig Meter breiten, die Fahrbahn säumenden Streifen mit einer einen Meter mächtigen Stratigraphie wurden Gruben, Gräben und Pfostenbauten sowie Unterbauten aus Kalksteinen identifiziert. Sie dokumentieren mehrere Bauphasen zwischen dem Ende des 1. Jh. v. Chr. und dem Ende des 3. Jh. n. Chr. Zahlreiche Gruben und Gebäude, mit Keller und/oder Speicher wiesen auf eine dichte Besiedlung ab Beginn des 2. Jahrhunderts. Die drei oder vier freigelegten Keller waren nicht gemauert sondern direkt in das Substrat gehauen, die Holzwände wurden von Pfosten gestützt. In einem der Keller lagerten die Pfosten auf fünf Handmahlsteinen. In einem Gebäude war der Keller aus Kalk, -und Sandsteinen mit Kalkmörtel gemauert. Der Keller wurde in den Jahren 270-300 zugeschüttet. Generell illustriert die Entwicklung des untersuchten Sektors die der antiken Ortschaft von Vermand, die ihre politische und administrative Rolle Anfang des 1. Jh. n. Chr. verliert, anschließend jedoch eine Periode des demographischen und ökonomischen Aufschwungs erlebt. Vor dem Ende des 3. Jh. erlangt sie zwar ihre Rolle als Hauptort zurück, doch sie zieht sich zugleich in ihre zusätzlich befestigte Zitadelle zurück. Die Entdeckungen der Ausgrabungen zwischen 2008 und 2016 steuern neue Erkenntnisse zu den jeweiligen Rollen von Vermand und Saint-Quentin bei, in diesem Städte-Tandem, das die beiden Hauptorte im Laufe der drei ersten Jahrhunderte unserer Zeit bildeten. Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).