In den überwiegend in das erste Viertel des 6. Jahrhunderts (Ältere Merowingerzeit 1/ MA1) datierten Gräbern nordgalliens werden regelmäßig große Glasperlen entdeckt, deren Funktion rätselhaft ist. Diese Perlen gehören zu einem klar definierten Typus (Legoux 50 oder 51) und werden im Allgemeinen in Frauengräbern im Bereich der unteren Gliedmaßen gefunden. Die Archäologen weisen ihnen meistens eine Funktion als Gürtelgehänge zu. Ältere Hypothesen, denen zufolge es sich um Luxusspinnwirtel oder um Amulette handelt, bleiben aktuell; in den seltenen Fällen, in denen sie in Männergräbern gefunden wurden, werden sie als Schwertanhänger interpretiert. Diese drei Hypothesen werden in der vorliegenden Studie kommentiert und bestätigt. Ein durch eine Gebrauchsspurenanalyse ergänztes Protokoll experimenteller Archäologie zeigt, dass die Benutzung großer Perlen als Spinnwirtel sehr wahrscheinlich ist, und dass die Hypothese, der zufolge es sich bei diesen Perlen um Anhänger handelt, mit der Idee eines am Gürtel befestigten Wirtels nicht unvereinbar ist, da auch andere Gegenstände wie z.B. Messer, Schlüssel, Pinzetten am Gürtel befestigt waren. Sie waren zugleich funktionell und symbolisierten den sozialen Status der Verstorbenen.