Dieser Artikel versucht eine Bestandsaufnahme der Spuren vorzuschlagen, die von einer Besiedlung der Île-de-France am Ende des Mittelpaläolithikums (75-40 Ka BP) zeugen. Ebenso wie im Pariser Becken wurden die Siedlungsspuren der letzten Neandertaler in den regionalen Studien lange vernachlässigt, insbesondere aufgrund der taphonomischen Filter, welche die Registrierung der Freilandstationen des Weichsel-Pleniglazials betreffen. In den letzten zehn Jahren wurden zunehmend Indizien regisitriert, die gut datiert waren und/oder typotechnologische Ähnlichkeiten mit Entdeckungen in Nachbarregionen aufwiesen. Aufgrund der Beobachtung bedeutender sedimentärer Unterschiede im Pariser Becken im unteren und mittleren Pleniglazial muss auf die Besonderheiten, Begrenzungen und Opportunitäten des regionalen Kontextes eingegangen werden. Unter diesem Gesichtspunkt werden neben neueren Entdeckungen aus Prospektionen und Plangrabungen auch ältere Funde berücksichtigt. Die Ergebnisse bekräftigen die Bedeutung der in der Landschaft der Ile de France sehr häufigen Hänge, an denen „Sand aus Fontainebleau” ansteht und die sehr geeignete und zuweilen aussergewöhnliche „fenêtres de conservation” darstellen. Dies illustriert insbesondere der Fundplatz „Les Bossats“, in Ormesson (Departement Seine-et-Marnes) . Seine pleniglaziale Sequenz und das Niveau 4 mit Diskoiden, das unter einem Niveau des Châtelperronien liegt, eröffnen seltene Perspektiven auf die Erforschung der letzten Neandertaler Nordeuropas. Der Artikel präsentiert den Kenntnisstand der mittelpaläolithischen Steinindustrien dieses Fundplatzes.