Die ungewöhnlichen Befunde und Zeugnisse von Kulthandlungen, die bei der Ausgrabung des gallo-römischen Heiligtums von Blicquy „Ville d’Anderlecht“ (Hainaut, Belgien) zutage kamen, warfen zahlreiche Fragen auf. Seit den 1990er Jahren wurde deutlich, dass deren Beantwortung die Befolgung eines präzisen Protokolls erforderte. Interdisziplinäre Studien haben es ermöglicht, nicht nur die Überreste der Kulthandlungen, sondern auch die mit ihnen verbundenen Zeremonien besser zu verstehen. Für die Periode zwischen der späten Eisenzeit und dem Beginn der Romanisierung konnten drei rituelle „Phasen“ aufgezeigt werden: die Anlegung eines Heiligen Bezirkes in Latène C2/D1, die Deponierung menschlicher Knochen als Gründungsritual in Latène D1b/D2, sowie die Anlegung eines untypischen Heiligen Hains um eine erste cella. Es handelt sich hier um ein einzigartiges materielles Zeugnis, das wahrscheinlich der in den antiken Schriften bezeugten Tradition der Heiligen Haine zuzuordnen ist. Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).