Knochen sind ein biologisches Produkt, das historisch inert ist und auf den ersten Blick kaum geeignet scheint, den Ablauf religiöser Zeremonien zu dokumentieren. Auf mehreren Grabungen von Heiligtümern wurde festgestellt, dass sich die Funde aus dem sakralen Bereich kaum von denen aus dem profanen Bereich unterscheiden, abgesehen davon, dass in einigen Fällen bestimmte Tierarten oder Teile von Tieren in relativ großen Mengen vorkommen. Diese Tatsache begrenzt die Tauglichkeit der Archäozoologie für die Rekonstruktion der Zeremonien, bei denen das Tier als Ganzes geopfert wurde. Aus dieser Feststellung ergibt sich die Bedeutung der Ausgrabung des Heiligtums von Authevernes, wo die absichtliche Vergrabung von Tieren oder Teilen von Tieren in einer Fundamentschicht, in Gruben und in einem Graben unterschiedliche Facetten des Rituals dokumentiert. Das Gründungsdepot des Tempels ist ein gutes Beispiel: die Zurschaustellung eines Pferdes und die Manipulation seiner Knochen, oder die Gruben, in denen Viertel von Tieren als Brandopfer ebenso geweiht wurden, wie Keramik oder ein Gericht aus Getreide, Haselnüssen und Trauben. Der vorliegende Beitrag erlaubt es demzufolge einige Aspekte einer religiösen Zeremonie darzustellen, so wie sie in einem territorialen Heiligtum in Nordgallien vollzogen wurde. Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).