Von 1981 bis 1987 wurde in der merowingischen Nekropole von Goudelancourt-les-Pierrepont in der Picardie, im Nord-Osten des Departements Aisne eine Rettungsgrabung durchgeführt, bei der 458 Gräber untersucht wurden. Sie entsprachen drei Friedhöfen, die zwar gleichzeitig bestanden hatten, jedoch um zwei deutlich getrennte Kerne organisiert waren. Die anthropologische Untersuchung wurde 1994 veröffentlicht.


Die Struktur dieser Nekropole mit zwei unterschiedlich orientierten Zentren ist ungewöhnlich. Dank der Chronologie von René Legoux kann die Entwicklung dieses Friedhofes vom frühen 6. Jh. bis in die ersten Jahre des 8. Jh. verfolgt werden. Die repräsentativsten chronologischen Phasen von Goudelancourt entsprechen der zweiten Hälfte des 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. In der Mitte der beiden Kernbereiche wurden umfriedete Grabbezirke nachgewiesen. Durch die landwirtschaftliche Bodenbearbeitung und die Plünderung der Gräber war das Fundmaterial zwar weitgehend zerstört, doch es bleibt eine stattliche Anzahl von Funden, die zugegebenermaßen recht klassisch sind, doch auch einige außergewöhnliche Stücke aufweisen, wie einen reliefverzierten Sakrophagdeckel, mehrere Grabstelen, darunter eine Stele, die als Kragstein gedient haben könnte; sie legt die Existenz eines Grabbaus aus Stein nahe. Zu diesem Steinmaterial kommen mehrere ungewöhnliche Vogelfibeln eines wenig geläufigen Typs, eine Pyxis, sowie mehrere Elemente des Besatzes einer Ledertasche. Keramik, Trachtzubehör wie Gürtelschnallen- oder Beschläge, Schmuckgegenstände und Waffen sind gut vertreten.


Das wissenschaftliche Interesse dieses Fundplatzes wird noch dadurch verstärkt, dass zwischen 1988 und 2001 im gleichen Tal und in unmittelbarer Nähe des Gräberfeldes drei Siedlungsbereiche entdeckt und teilweise oder vollständig ausgegraben wurden.