Die profanierte Kirche von Saint-Rieul de Verrines, einem Weiler der Gemeinde Néry (Departement Oise), ist nicht geschützt und kaum erforscht. 2018 initiierte die Gemeindeverwaltung jedoch ein Restaurierungsprogramm und der verantwortliche Architekt forderte eine archäologische Expertise an. Unsere Intervention bestand insbesondere aus der Überwachung der Mauerrestaurierung, vier Sondierungsgrabungen und einer ersten bauarchäologischen Analyse. Es war uns auf diese Weise möglich, die vorhandenen historischen und architektonischen Fakten in einer Synthese zusammenzufassen und die Chronologie des Gebäudes zu verfeinern. Zwischen dem zentralen Mittelalter und der Französischen Revolution konnten (abgesehen von den Dekoren und dem Mobiliar) mindesten 7 Phasen unterschieden werden. Besonders hervorzuheben sind vier Punkte: das besondere Schicksal des südliches Querschiffes, das offensichtlich zweimal zerstört wurde, die insgesamt außerordentlich sorgfältige Ausführung des Baus, bei dem es sich ursprünglich lediglich um eine einfache Kapelle handelte, das Vorhandensein eines unvollendeten Turmansatzes im Dachgeschoss und schließlich die Hypothese einer Kirche, die zu Beginn des 16. Jh. vollständig neu errichtet worden war, wobei die hochmittelalterlichen Grundmauern (und dementsprechend auch der Grundriss) genutzt wurden. Ein schönes Beispiel einer archäologisch überraschenden, wahrscheinlich mit der Kirche Saint-Rieul de Louvres (Departement Val d’Oise) vergleichbaren ländlichen Kirche. Traduction : Isa odenhardt-donvez (isa.odenhardt@gmail.com).