Bis vor wenigen Jahren lagen aus Nordfrankreich nur wenige Funde aus dem frühen Jungpaläolithikum vor. Doch die umfangreichen präventivarchäologischen Forschungen, von denen die bedeutendste im Vorfeld des Projekts des Seine-Nordeuropa-Kanals durchgeführt wird, haben bereits zahlreiche Artefakte geliefert. In Catigny (Departement Oise) wurden in der Sondierungsgrabung Nr. 31 insbesondere 59 dem Gravettien zuzuordnende Artefakte entdeckt. Die Reste befanden sich in sekundärer Fundlage in einer von sandigen Sedimenten aufgefüllten nicht sehr tiefen kleinen Talenge. Diese Sedimente waren Tundra-Gley bedeckt, der auf 26 ka BP datiert wird. Die Steinindustrie ist durch 10 große Klingen und zwei Steingeräte charakterisiert. Sie wurden mithilfe eines weichen Schlegels aus organischem Material nach einem unipolaren Abbauschema zugerichtet. Es wurde kein Element (Gerät oder Pfeilspitze) gefunden, welches eine genaue Zuordnung erlauben würde, doch die technologischen Merkmale ähneln denen der Steingeräte des 50 km weiter nordwestlich gelegenen Fundplatzes von Amiens- Renancourt 1. Die Industrie von Catigny entspricht demzufolge einer Fazies des späten Gravettien. Obwohl der Fundkontext nicht sehr aussagekräftig ist, reiht sich die Entdeckung dieses früh jungpaläolithischen Fundplatzes in die neuen Überlegungen bezüglich der Siedlungsbedingungen und der Repräsentativität dieser Periode in einer Region ein, die dem periglazialen Klima am Ende des Weichsel-Pleniglazials ausgesetzt war. Traduction : Isa Odenhardt-Donvez (isa.odenhardt@gmail.com).