Die durch große Infrastrukturprojekte bedingten Präventivgrabungen sind oft ein Ort, an dem neue Arbeitsmetoden eingesetzt werden. Bei dem vom INRAP seit 2008 durchgeführten Projekt Seine-Nord Europe wurden mehrere wissenschaftliche Methoden, insbesondere die Geophysik, angewandt, um bestimmte archäologische Fragestellungen zu beantworten. Die Haupteigenschaft dieses 2500 ha umfassenden Projektes besteht darin, die Geophysik in der Ausgrabungsphase und nicht in der Diagnosephase mit einzubeziehen wie dies bei anderen Projekten der Fall war. Die Ergebnisse waren besonders bedeutend, da die Geophysik nur in Fällen von klar definierten archäologischen Fragestellungen angewandt wurde. Im Endeffekt wurden zwischen 2009 und 2013 einunddreißig Studien durchgeführt.

Drei Ansätze sind zu unterscheiden: Der erste betrifft die Prospektion der Fundstellen außerhalb des Ausgrabungsareals, um die Ausdehnung der archäologischen Reste zu bestimmen. Die Ergänzung der Grabungsdaten durch die geophysikalische Kartographie liefert einen Überblick der archäologischen Stätte und ermöglicht eine einwandfreie Bestimmung der Strukturen. Der zweite Ansatz betrifft die Integration einer archäologischen Stätte in ihren geomorphologischen Kontext und erfordert die Ausweitung der Untersuchung auf wesentlich größere Flächen. Er wurde insbesondere im Tal der Oise für die Charakterisierung der Ablagerungsmorphologie im Zusammenhang mit den vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen angewandt. Der dritte und letzte Ansatz ist neuartiger, da es darum ging, neue Denkanstöße für die Phase nach dem Abtragen der oberen Fundhorizonte einzubringen. So konnten anthropogene Phänomene herausgestellt werden, die mit dem bloßen Auge oft schwer oder gar unmöglich zu erkennen sind.
Für jeden dieser Ansätze werden die Beiträge und deren Durchsetzungsbedingungen im Rahmen des Projektes Seine-Nord Europe diskutiert. Diese Synthese zeigt die Vielfalt der möglichen Anwendungen der Geophysik bei klar definierten archäologischen Fragestellungen und in einem bekannten archäologischen und pedologischen Umfeld. Die Geophysik hat in diesem Fall ihren Platz in der Palette der Hilfsmittel des Archäologen.

Traduction : Isa odenhardt-donvez (donvezservit@wanadoo.fr).